…von “Frauen können nicht einparken” bis “ Ich glaube, ich wäre ein guter Vergewaltiger”…

Ich mache gerade eine Ausbildung zur Tischlerin und bin jetzt im zweiten Lehrjahr. Ich habe mir vor meiner Ausbildung wenig Gedanken zu Diskriminierung und Sexismus im Handwerk gemacht, weil es in meinem Umfeld sehr wenige Handwerkende gab. Aber schon beim Bewerben habe ich mich häufig in meinem Wunsch Tischlerin zu werden nicht ernst genommen gefühlt, was wohl entweder an meinem Geschlecht oder meinem guten Abi-Schnitt lag. Oder an beidem. Mir wurde häufiger gesagt, ich solle lieber studieren oder der Klassiker: ich kann nicht eingestellt werden, weil es keine Damentoilette gibt. Schließlich habe ich doch einen Ausbildungsplatz bekommen.

In der Berufsschule kam am ersten Schultag für mich eine große Überraschung: da sitzen außer mir nur Jungs und junge Männer in der Klasse. Nicht so schlimm dachte ich mir zuerst, aber es ist als junge Frau doch nicht so einfach, sich wohl zu fühlen, wenn Sätze fallen von “Frauen können nicht einparken” bis “ Ich glaube, ich wäre ein guter Vergewaltiger”.

Aber das größte Highlight war natürlich die Klassenfahrt. Wir sind zusammen auf einen Ponyhof gefahren, um uns besser kennenzulernen und den Klassenzusammenhalt zu stärken. Bei diversen gruppendynamischen Spielen würde ich so viel von meinen Mitschülern begrapscht, dass ich meinen Mut zusammennahm (ich hatte ja vorher zum Glück kaum Übergriffigkeiten erfahren) und meine Mitschüler gebeten habe, etwas aufzupassen, wo sie ihre Hände haben. Mit der Antwort “Mann, Mädchen kann man ja nirgendwo anfassen, ohne dass es ihnen unangenehm ist, außerdem sollen wir doch unsere Komfortzone verlassen” hatte ich nicht gerechnet. Aber ich hatte keine Zeit, etwas sinnvolles zu antworten, weil es gleich weiterging. Erst am Abend, als unsere Lehrkräfte uns mit einem Kasten Radler alleine gelassen haben und ich mir etwas Mut angetrunken hatte, habe ich meine angetrunken und bekifften Mitschüler gefragt, ob sie sich in der Lage sehen, mit mir über persönliche Grenzen zu diskutieren. Wir haben also eine Weile diskutiert und am Ende hat der Mitschüler mit dem dummen Spruch mir die Hand gegeben und sich entschuldigt.

Jetzt könnte man denken: Happy End, Friede, Freude, Eierkuchen, aber der Rest meiner Schulzeit ging ähnlich weiter. Zwar mit weniger Gelegenheit mich zu begrapschen aber um so mehr dummen Sprüchen.

Aber auch in der Arbeit war es nicht immer einfach. Der absolute Tiefpunkt meiner bisherigen Karriere war meine Kündigung zwei Tage vor Ende der Probezeit. Ich wirke unglücklich und sei zu schwach. (Ich war nicht besonders unglücklich, wahrscheinlich würde da meine Schüchternheit fehlinterpretiert und aus meiner Sicht war ich in den seltensten Fällen zu schwach für irgendwas, aber da kann man nix machen.) Also ging der ganze Bewerbungsstress mit ähnlichen Absagen von vorne los, bis ich dank meiner Klassenlehrerin einen neuen Ausbildungsbetrieb gefunden habe, in dem ich gut zurechtkomme.